Es fröstelt mich, als ich eine kurze Pause beim Indoor-Radeln einlege und den Puls kontrolliert runterfahre. Ich schaue mich im Raum vergeblich nach einem offenen Fenster um während ich mir ein langärmeliges Hemd überziehe. Wenn es kein offenes Fenster gibt, woher kommt dann der Zug, den ich spüre? Die folgenden Intervalle fahre ich motiviert weiter, mit Kraft, nach dem alten Motto, das mich immer wieder antreibt „I’m not finished when I’m tired – I am finished when I’m done“.
Beim Cool-down spüre ich das erste Kratzen im Hals und unter Dusche merke ich schon beim Schlucken, dass sich etwas anbahnt. Zuhause mache ich also erstes mein Standardprogramm mit Vitaminen, meine Standardtabletten und frischem Ingwertee. Viel Schlaf hilft auch, deswegen gehe ich gleich ins Bett. Am nächsten Tag lasse ich den geplanten Ruhetag zumindest sportlich ruhig angehen.
Zwei Tage später holt mich die Erkältung trotz aller Bemühungen ein und zwingt mich in die Knie. Ein weiterer Tag in meinem Leben fehlt mir, ich schlief quasi 24h durch, stand nur zwischendrin auf, um Tee zu kochen, ihn zu trinken und ihn wieder wegzubringen. An diesem Tag haben andere Menschen die Welt gerettet, einen langen Lauf gemacht oder einen neuen Kunden akquiriert. Manche vielleicht sogar alles drei. Ich habe geschlafen.
Kranke Sportler sind vermutlich die unleidigsten Menschen und eine echte Herausforderung für alle anderen Menschen in dessen Umgebung. Ein kranker Sportler glaubt fest daran, dass er nie wieder gesund wird, und wenn doch, mit dem Training wieder von ganz vorne anfangen muss. Alle Muskelzellen, alle Anpassungsleistungen des Körpers die sich in jeglicher Form in den vergangene Wochen oder Monaten aufgebaut haben, spürt er förmlich Zelle für Zelle zerspringen und schwinden. Jede Zelle lässt einen kleinen schmerzhaften Schrei los, bis sie implodiert und für immer verloren ist. Der Neuaufbau wird Wochen dauern. Wenn nicht sogar Jahre.
Erschöpft von den düsteren Gedanken schlafe ich wieder ein.